Das Bild im Treppenaufgang vom Grünen Foyer in den ersten Stock stammt von Richard Pietzsch, einem Künstler aus der Zeit des Impressionismus und zeigt die Burg Schwaneck damals. Er malte sehr häufig im Isartal mit dicken Pinselstrichen und bunten Farben oder auch in einer Pünktchen-Technik. Beim Impressionismus geht es nicht um die genaue Darstellung, sondern darum, wie der Künstler oder die Künstlerin die Landschaft und die Licht-und Schattenspiele empfindet.
Mehr Informationen zu Richard Pietzsch finden sich hier:
https://www.galerie-von-abercron.de/K-Richard-Pietzsch-Bilder/Richard_Pietzsch_Katalog_Gemaelde.pdf
Die Burg war damals schon ein Treffpunkt für Kreative und Künstler*innen, Feste der Kunstakademie fanden hier ebenso statt, wie Treffen der lokalen Szene. Ein Vertreter dieser Zeit, der Maler Karl Wilhelm Diefenbach, hatte in Pullach auch ein Studio. Mehr Infos dazu gibt es im nachfolgenden Exkurs.
„Mein Beruf ist in erster Linie: Mensch zu sein.” Karl Wilhelm Diefenbach ist mit seinen Gemälden ein Vertreter des sogenannten „Symbolismus“, eine Stilrichtung in der Kunst am Ende des 19. Jahrhunderts. Der Symbolismus betont die Emotionen, Gefühle, Ideen und Subjektivität und steht im Gegensatz zum Realismus.
Außerdem gilt Diefenbach – und das ist spannend – als „Urvater der Alternativbewegungen“. Er ist einer der bedeutendsten Vorkämpfer der Freikörperkultur (FKK) und der Friedensbewegung. Nach einer schweren Krankheit wandte er sich von der Kirche ab und verkündete eigene Ideen, zum Beispiel ein Leben im Einklang mit der Natur, Bewegung an der frischen Luft und Ausübung von FKK, sowie einer fleischlosen Ernährung als Veganer. Wie er lebte, passte nicht in das damalige Weltbild und so wurde Diefenbach immer öfter vor Gericht gezerrt und wegen „groben Unfugs“ und Verletzung der öffentlichen Sittlichkeit angezeigt, weil er „im Hemd und unbekleideten Unterschenkeln“ herumlief. Von der Gesellschaft wurde er als „Kohlrabi-Apostel“ verspottet. Er gründete ein Atelier in Höllriegelskreuth / Pullach und lebte später bei Wien in einer großen Künstler*innen- Gemeinschaft. Im Alter lebte er sehr arm auf der Insel Capri. Sein Nachlass wurde zum großen Teil vernichtet, erst in den letzten Jahren wurden seinen Gemälden wieder Beachtung geschenkt.
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In der Villa Stuck, ein Museum in München, gab es 2010 erstmals eine Ausstellung mit Bildern von Diefenbach. Seine Bilder zeigten klassische Motive der "Symbolismus-Strömung", außerdem sah man dort ein 68 Meter langes Gemälde – ein persönliches Glaubensbekenntnis des Künstlers mit Szenen kindlicher Fröhlichkeit. Hintergrundinformationen zur damaligen Ausstellung finden sich hier: https://www.villastuck.de/programm/detail/karl-wilhelm-diefenbach.
Die Villa Stuck in München ist übrigens immer ein Besuch wert, nicht nur weil man im lauschigen Hinterhofcafe lecker Kaffee und Limonade trinken kann.
Auch die Schirn Kunsthalle Frankfurt zeigte 2015 neben Egon Schiele und Jörg Immendorf seine Werke, ein 5-minütiges Filmchen entstand dazu: https://www.youtube.com/watch?v=qm0HZPExbk8
Um die Ecke des Kinos in Solln (3 Kilometer von hier) befindet sich heute noch die Diefenbachstraße, mit einem Weinladen mit über 200 ausländischen Weinen. Apropos Speis und Trank: vegane und vegetarische Ernährung ist mittlerweile normal, weil umweltschonend und tierfreundlich – auch bei uns auf der Burg erhältlich!