Wie bei vorangegangen Treffen der Interkulturellen Werkstatt zeigt sich: Gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten und Neues kennenzulernen baut Barrieren ab - und Freundschaften auf.
„Gemeinsam Neues säen“ – selten hat ein Motto so gut gepasst wie an diesem Sonntag, als im Naturerlebniszentrum Burg Schwaneck viele junge Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammenkamen, Hochbeete konstruierten, und Kräuter, Gemüse und Salate säten. Dem Aufruf der Bayrischen Junggärtner, der Bayrischen Jungbauernschaft und des Naturerlebniszentrum Burg Schwaneck zum gemeinsamen „Garteltag“ waren über vierzig Pullacherinnen und Pullacher gefolgt. Die meist jugendlichen Hobbygärtner_innen, von denen viele erst seit weniger als einem Jahr in Pullach eine neue Heimat gefunden haben, bepflanzten bei herrlichem Sonnenschein eine Kräuterspirale, bauten Hochbeete auf, die sie mit Köstlichkeiten aus aller Welt bepflanzten. Selbstverständlich, dass bei einem solchen Tag auch die kulinarische Stärkung interkulturell war: Mit Butterbrezen, Kässpatzen und Sauerteigfladen aus Eritrea wurden die verlorenen Kalorien wieder erfolgreich zugeführt. Da viele Gärtnereibetriebe Ausbildungsplätze zu vergeben haben, wurden an diesem Tag vielleicht auch einige Samen für eine erfolgreiche Integration in die deutsche Arbeitswelt gepflanzt.
Unterstützt wurde das Projekt durch die großzügigen Pflanzenspenden von der „Pullacher Blumen Werkstatt“, vom „Gartencenter Kiefl“ sowie durch die kostenfreie Anlieferung der Erde durch den Bauhof Pullach.
Eine Veranstaltung im Rahmen der Interkulturelle Werkstatt
Der Aktionstag war bereits das fünfte Treffen der so genannten „Interkulturellen Werkstatt“. Als Bildungsreferent Markus Mitterer vom Kreisjugendring München-Land das erste Schnuppertreffen seines neuen Projekts plante, war er selbst gespannt, wie das Konzept bei den Jugendlichen ankommt. Idee war, dass junge Menschen, die in und um Pullach aufwuchsen und interessierte jugendliche Flüchtlinge von der Burg Schwaneck unter dem Motto "Gemeinsam Neues säen" zusammen an einem selbst gewählten Thema aus dem Bereich Umweltbildung arbeiten. „Als Naturerlebniszentrum möchten wir nur den Rahmen bieten und mit Materialien und Know-how unterstützen. Die Inhalte sollten von den Jugendlichen kommen". Gemeinsam ein Beet anlegen, den Kräutergarten bepflanzen, einen Radlausflug planen oder aus alten Gegenständen Neues basteln: Die Möglichkeiten sind nach Ansicht der Organisatoren vielfältig.
Umweltbildung als ein Zugang zur Integration
Die interkulturelle Ausrichtung des Projektes war bewusst gewählt und lag mit der vorübergehenden Unterbringung von jungen Geflüchteten auf der Burg Schwaneck auf der Hand. Seit Oktober letzten Jahres fungiert die Jugendbildungsstätte und Jugendherberge des Kreisjugendring München-Land als Notunterkunft für rund 100 Jugendliche aus Somalia, Eritrea, Afghanistan, Syrien und anderen Ländern. "Wir haben in den letzten Wochen viele der Jugendlichen kennengelernt und hatten eigentlich von Anfang an die Idee, ein gemeinsames Projekt zu realisieren. Umweltbildung kann hier wirklich Brücken schlagen. Es kommt nicht darauf an, wie gut jemand in der Schule ist oder wie gut er oder sie bereits Deutsch spricht: Ein gemeinsames Ziel zu haben, sei es zu kochen, ein Hochbeet zu bauen oder vielleicht eine Kleidertauschparty zu planen, verbindet sofort", so Anke Schlehufer, Leiterin des Naturerlebniszentrums.
Für Markus Mitterer ist die Aktion bisher ein voller Erfolg: „Zeit zu haben, gemeinsam etwas zu gestalten und etwas zu schaffen bringt die Jugendlichen schnell zusammen. Wenn wir bei den Treffen weiterhin so viel Spaß haben, dauert es bestimmt nicht lange, bis echte Freundschaften entstehen". Er hofft, dass die Motivation der Jugendlichen noch über viele weitere Treffen bestehen bleibt und gemeinsam noch mehr Neues gesät werden kann. Die Grundlage für gemeinsame Mahlzeiten wächst nun in den Hochbeeten heran.
Interessierte Jugendliche können jederzeit zum Projekt dazu stoßen. Auskunft erteilt Markus Mitterer unter m.mitterer@kjr-ml.de.