Am 10. und 11. Februar fand das vierzehnte Fachgespräch „Politische Bildung an historischen Orten des Nationalsozialismus“ auf der Burg Schwaneck statt. Das Fachgespräch wird alljährlich vom Institut für Jugendarbeit Gauting initiiert. Hier traf sich Fachpublikum, nicht nur aus der Gedenkstätten- und Jugendarbeit, um über die historische Nachbarschaft zum BND zu sprechen.
NS-Siedlung, BND und Burg Schwaneck?
Die verschiedenen Vorträge von Andreas Bedacht (Leiter der Jugendbildungsstätte), Dr. Susanne Meinl (Geschichtsforum Pullach) und Vertretern des historischen
Büros des BND befassten sich mit der Frage nach der (historischen) Entstehung und Nutzung des heutigen BND-Geländes sowie Möglichkeiten der jugendbildnerischen Aufarbeitung. So wurde auf der Burg Schwaneck fast zwei Tage über eine hochgradig spannende Geschichte diskutiert.
Das das weitläufige Areal des BND zwischen Pullach, Isar und Großhesselohe entstand aus einer ehemaligen NS-Siedlung für hohe Funktionäre des NS-Regimes mit dem Namen „Siedlung Sonnenwinkel“. Ganz im Sinne der NS Ideologie wurde die Architektur in der Siedlung dem Gartenhaus Goethes nachempfunden. Hier entstand zudem ein Führerhauptquartier mit dem Namen „Siegfried“. Nach Kriegsende wurde das unzerstörte Gelände durch die USA für die Unterbringung von „displaced persons“, als Gefangengenlager sowie dann unter US-amerikanischer Führung als geheimdienstlicher Ort (Organisation Gehlen) genutzt. Zum 1. April 1956 erfolgte auf Beschluss des Bundeskabinetts die Gründung eines eigenen Auslandsnachrichtendienstes für den westdeutschen Staat.
Super spannenden Geschichte also. Deshalb wurde immer wieder danach gefragt: Wie kann man in der Jugendarbeit mit diesem Erbe und dieser Nachbarschaft umgehen? Welche historischen Kontinuitäten zur NS-Geschichte zeichnen sich ab? Was bedeutet das für uns heute? Welche Verknüpfungen gibt es mit der Burg Schwaneck? Und welche gerade nicht? Wie kann man gerade hier Konzepte für die Jugendarbeit weiterdenken?
In verschiedenen Workshops wurden Ansätze in der pädagogischen Arbeit vorgestellt und mit diesen Fragen gerungen. Sei es medienpädagogisch zum Thema Fake News, als Geocache an der Mauer des BND entlang, in der Burg selbst als historischer Ort und Nicht-Ort der NS Geschichte und der Frage, welche historischen Kontinuitäten bis heute bestehen oder einzelne Bestandteile der NS-Ideologie heute auch für die sogenannte gesellschaftliche Mitte anschlussfähig geworden sind.
Ein Ausklang am Abend fand mit toller musikalischer Begleitung – eine junge Jazzband, die den Beuzug zur damaligen Zeit herstellte, Häppchen und Getränken statt. Nicht nur konnten sich die Gäste hier vertieft austauschen, auch der langjährige Begleiter der Fachgespräche am Institut für Jugendarbeit in Gauting, Manfred Huber, wurde in diesem feierlichen Rahmen für sein Engagement gewürdigt und feierlich verabschiedet.
Mit einem absoluten Highlight endete das Fachgespräch: Am nächsten Tag hatten die Teilnehmer*innen die exklusive Möglichkeit das BND-Gelände zu besichtigen und mit einer Führung durch das historische Büro des BNDs sowie durch die Historikerin Dr. Susanne Meinl inhaltlich genauer unter die Lupe zu nehmen.